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Regionales

Interview

Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig („JoHo“) Oberbürgermeister der Stadt Koblenz

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„Diese acht Jahre waren mein beruflicher Höhepunkt!“

Seit dem 1. Mai 2010 ist Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig („JoHo“) Oberbürgermeister der Stadt Koblenz, gern und oft auch deren Erster Bürger genannt. Seine Amtszeit endet nach acht Jahren am 30. April 2018, am 24. September 2017 wählen die Koblenzerinnen und Koblenzer zuvor ihr neues „Oberhaupt“. Wir sprachen mit dem Amtsinhaber u.a. über erledigte Aufgaben, noch ausstehende Vorhaben sowie persönliche Wünsche an den Nachfolger.

 

Top: Herr Oberbürgermeister, wenn Sie jetzt schon einmal zurückblicken, welches waren in Ihrer Amtszeit die wichtigsten Vorhaben, die Sie umsetzen konnten?

Hofmann-Göttig: Ich möchte hier besonders den hervorragenden Verlauf der BUGA nennen, mit sehr positiven Auswirkungen auf unser Stadtmarketing sowie die Nachhaltigkeit durch den Großevent. Wir konnten die Seilbahn erhalten, sie läuft jetzt bis (mindestens) 2026, und wir haben für die Schau sogar weniger ausgegeben als ursprünglich geplant. Nennen möchte ich noch den kompletten Umbau des alten Zentralplatzes zur neuen Mitte mit Forum und Kulturgebäude, bei dem ebenfalls über 4 Millionen Euro weniger ausgegeben wurden.

Mit der Fusion von KEVAG und evm wurde ein lang gehegter Traum verwirklicht. Die evm AG ist heute der größte kommunale Energieversorger in Rheinland-Pfalz. Das Großprojekt Mittelrhein-Klinikum ist auf einem guten Weg; und stolz bin ich darauf, dass wir in Koblenz eine große kulturelle Vielfalt haben in einem liberalen Klima, in dem sich viele Flüchtlinge wohlfühlen. Die Stadt ist, ich sage das in aller Offenheit, mit 520 Millionen Euro verschuldet. Darum müssen wir sparen, ohne allerdings Stillstand zu produzieren. Das ist eine weiterhin sehr herausfordernde Aufgabe!

Top: Welche Aufgaben bzw. Projekte stehen denn noch auf Ihrer Agenda?

Hofmann-Göttig: Das Thema Mittelrhein-Klinikum beschäftigt mich sehr, darum möchte ich es bis zum Ende meiner Amtszeit erfolgreich zum Abschluss bringen. Die Großbausiedlung „Fritschkaserne“ mit Platz für 2.600 Menschen ist von großer Bedeutung für die Stadt. Wir haben eine sehr positive Bevölkerungsentwicklung, die allerdings nach neuem, attraktivem Wohnraum verlangt. Der Eigenbetrieb „Koblenz-Touristik“ muss neu strukturiert werden, das „Hallenbad am Moselbogen“ dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, ebenso wenig den ÖPNV. Und da sind ja noch die städtischen Haushalte 2017 und 2018, die noch in meine Amtszeit fallen. Sie sehen, mir geht die Arbeit wirklich nicht aus!

Top: Es ist ja kein Geheimnis, Sie hätten sich gerne noch einmal zur Wahl gestellt. Wenn da nicht diese verflixte Altersregelung wäre...

Hofmann-Göttig: Stimmt! Allerdings kannte ich von Anfang an den entsprechenden Rechtsstand. Ich hätte wirklich gerne noch weiter gemacht, auch, weil mich viele Bürgerinnen und Bürger in meiner Amtsführung bestärkt haben, damit sehr zufrieden waren. Ich kann sagen, es ist ein tolles, sehr facettenreiches Amt, das einen aber auch intellektuell und zeitmäßig stark fordert. Meine Arbeitstage in der Woche dauern 12 bis 14 Stunden, die Wochenenden sind voll mit ganz unterschiedlichen Terminen. Ich bin auf weiten Strecken zwar mein eigener Herr, doch 90 Prozent der Arbeit sind nach innen gerichtet und lassen mir nur relativ wenig Spielraum. Trotz der großen Belastung: Diese acht Jahre als Oberbürgermeister waren mein persönlicher, beruflicher Höhepunkt!

Top: Sie arbeiten bis zum Schluss durch?

Hofmann-Göttig: Ja selbstverständlich! Am letzten Tag werde ich mich unter anderem ganz persönlich von der Feuerwehr und Polizei verabschieden, und mich für die hervorragende Arbeit dieser Institutionen bedanken. Meine Amtszeit endet dann genau um Mitternacht am 30. April – nicht vorher.

Top: Einmal unabhängig davon, wer Ihr Nachfolger wird. Welche ganz persönlichen Wünsche haben Sie an ihn?

Hofmann-Göttig: Ich hoffe bei meinem Nachfolger auf maximale Kontinuität beim bisher Geleisteten. Er soll weiterhin seriös, respektvoll und bürgernah arbeiten, dabei die wirtschaftliche Entwicklung immer im Auge behalten. Denn wir sind stolz darauf, 100.000 Arbeitsplätze in der Stadt zu haben, dass sich die Arbeitsmarktbilanz weiterhin sehr positiv entwickelt, und dass sich die Wirtschaftskraft weiter steigert. Ich habe eine wirtschaftsfreundliche Kommunalpolitik betrieben, ich hoffe, dies wird auch in Zukunft so bleiben. Dass mein Nachfolger neue Akzente bzw. Schwerpunkte setzen wird ist normal – aber bitte zum Wohle unserer schönen Stadt.

Top: Wie könnte denn Ihr (Un)Ruhestand“ aussehen, bzw. haben Sie sich darüber denn überhaupt schon Gedanken gemacht?

Hofmann-Göttig: Ich habe meine Arbeit immer gut geplant und ausgerichtet. Das wichtigste wird sein, dass ich bald mehr Zeit für mich selber habe, aber auch und gerade für meine  Familie, unsere Hunde und meinen Sport. Ich möchte intellektuell gefordert bleiben, vielleicht in der Wirtschaft beratend tätig sein, werde weiterhin intensiv fotografieren, auch plane ich ein Buch zu schreiben. Nach Ende meiner Amtszeit werden meine Frau und ich aber zunächst für ein halbes Jahr nach Domburg fahren, unsere zweite Heimat an der niederländischen Nordseeküste. Ich möchte dort richtig verschnaufen, mich erholen, aktiv sein, Neues entdecken und mich über Bekanntes und Gewohntes freuen.

Das Interview führte Chefredakteur Manfred Gerz.