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Gesundheit

Wieder im Takt

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Eine Stunde „geschenkt“
 

Am letzten Oktoberwochenende werden die Uhren wieder umgestellt – was das für den Körper bedeutet

Von Heike Reinarz

Mit dem Herbst kommt die Zeit, in der die Tage kürzer und das Sonnenlicht rarer werden. Der gewohnte Rhythmus von Hell und Dunkel ändert sich. Und das hat Auswirkungen auf unser Wohlbefinden: Wir sind weniger aktiv, fühlen uns häufiger schlapp und benötigen mehr Schlaf. Schuld daran ist vor allem die längere Dunkelphase, in der unser Körper vermehrt das „Schlafhormon“ Melatonin produziert. Kommt dann noch die Umstellung von der Sommer- auf die Winterzeit hinzu, gerät der Biorhythmus vieler Menschen zusätzlich aus dem Takt.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag, 29. Oktober 2023, wird die Uhr um drei Uhr auf zwei Uhr zurückgestellt. Die Nacht ist also eine Stunde länger. Morgens wird es früher hell, dafür ist es abends früher dunkel. 71 Prozent der Deutschen lehnen mittlerweile die Zeitumstellung ab. Denn obwohl es im Oktober sogar 60 Minuten geschenkt gibt, reagiert der Körper oft gestresst.

Biorhythmus bei vielen gestört

Etwa jeder Vierte klagt nach der Umstellung über gesundheitliche Probleme. Viele fühlen sich nicht nur müde, sondern leiden auch unter Konzentrationsschwäche und Schlafstörungen. Der Grund: Unser Körper folgt nicht gesellschaftlichen Vorgaben, sondern einer inneren Uhr, die vor allem durch die Sonne synchronisiert wird. Alle Organe – auch das Gehirn – arbeiten nach festgelegten Tages-, Monats- und Jahreszyklen. Das bedeutet, dass von der Hormonproduktion bis zur Magenaktivität die meisten Abläufe im Körper genau aufeinander abstimmt sind.

Wird die Abfolge von Tag und Nacht abrupt verschoben, wie bei der Umstellung auf die Winterzeit, verursacht dies eine Störung der körperlichen Rhythmen und des Wach-Schlaf-Zyklus. Das fühlt sich an wie ein kleiner „Jetlag“; bereits die Verschiebung um eine Stunde reicht aus. Obwohl die Winterzeit laut Schlafforschern gesünder ist – der Alltag ist besser an den Sonnenstand angepasst und der Weg zur Arbeit am Morgen heller –, würden 60 Prozent der Umstellungsgegner die Sommerzeit als ganzjährige Zeit bevorzugen.

Wach- und Schlaf-Zyklus stabilisieren

Damit die Umstellung von Sommer auf Herbst nicht allzu sehr Gemüt, Biorhythmus und Schlaf beeinträchtigt, empfehlen Experten ausgedehnte Spaziergänge an der frischen Luft, um möglichst viele Sonnenstrahlen zu tanken und die innere Uhr besser zu eichen. Kinobesuche und Abendessen in schummrigen Restaurants sollten lieber vermieden und auf eine Zeit später im Jahr verschoben werden. Ein weiterer Tipp: Es ist hilfreich, ein bis zwei Wochen vor der Zeitumstellung damit zu beginnen, jeden Tag etwas später zu Bett zu gehen, um sich schrittweise der neuen Zeit anzupassen.

Darüber hinaus können natürliche Wirkstoffe helfen, den Tag-Nacht-Rhythmus während der dunklen Jahreszeit zu stabilisieren. Pflanzliche Auszüge aus Hopfen, Baldrian, Passionsblume und Hafer wirken beispielsweise Einschlafstörungen entgegen. Diese Komposition unterstützt den Organismus beim Abbau von Spannungszuständen und fördert einen erholsamen Schlaf.

Benjamin Franklin machte erstmals 1784 auf den Energieverbrauch während der Nachtzeit aufmerksam. Erst 1895 und 1907 kam der Vorschlag auf, die Uhrzeit während der Sommermonate zu verschieben. Diese Gedanken fanden aber zum damaligen Zeitpunkt noch keine Beachtung. Erst infolge des Ersten Weltkrieges wurde die Sommerzeit im Deutschen Reich 1916 eingeführt, um in den Sommermonaten das Tageslicht am Abend länger ausnutzen zu können und so Energie einzusparen. Andere europäische Länder zogen nach. In den Folgejahren gab es immer wieder Episoden, in denen die Sommerzeit eingeführt und anschließend wieder abgeschafft wurde. Seit 1980 ist sie allerdings fester Bestandteil der Zeitregelung in Deutschland.

Adobe Stock (July/Mihail/Africa Studio), Wikipedia/Deutsches Uhrenmuseum